Warum reagiert die Politik so allergisch und nervös auf das 80 Seiten umfassende Kohn-Papier aus dem Bundesministerium des Innern, in dem vor „gesundheitlichen Kollateralschaden“ iVm den staatlichen „Maßnahmen und Beschränkungen in der Coronakrise 2020“ gewarnt wird? Dort steht, dass aufgrund der wegen Corona verschobenen Operationen bis zu 125.000 Patienten sterben werden oder schon gestorben sind.
Prof. Stefan Hockertz bestätigt die Zahlen des Kohn-Papiers. Im März und April wurden an deutschen Kliniken „90 % aller notwendigen OPs verschoben“. 2,5 Mio. Patienten seien damit nicht versorgt worden. Wenn nur 5 % der Betroffenen durch die Nichtbehandlung gestorben sind oder noch sterben, dann sind das 125.000 Tote zusätzlich.
Prof. Peter Schirmacher, Chefarzt für Pathologie in Heidelberg und Mitglied der Leopoldina-Akademie, die auch die Bundeskanzlerin berät, empfiehlt, das Kohn-Papier ernst zu nehmen und „die Richtigkeit und Angemessenheit der bisher getroffenen Maßnahmen“ zu prüfen und eine „sofortige Neubewertung“ zu veranlassen. Obwohl die in dem Papier aufgezeigten Fakten unwidersprochen bleiben, erklärt das BMI, das Papier für „gegenstandslos“ und fordert „es zu vernichten“.
Stephan Kohn, der Verfasser des Papiers und im BMI zuständig für Analysen der „Kritischen Infrastruktur“, zu der auch die „medizinische Versorgung“ gehört, wird vom Dienst suspendiert und als Außenseiter diffamiert.
Mir erscheinen die in dem Papier dargelegten Fakten logisch und die sich daraus ergebenden Forderungen an die Politik als richtig. Die Reaktion des BMI zeigt, dass hier offenbar ein „wunder Punkt getroffen wurde“. In unseren Krankenhäusern stehen Intensivbetten leer. Sie sind reserviert für Coronapatienten. Anderen Menschen, die krank sind und Schmerzen haben, werden seit Monaten notwendige Operationen verweigert. Ich kenne solche Fälle aus dem eigenen Bekanntenkreis und halte die hier praktizierte Vorgehensweise für völlig unangemessen.