Vielen Kirchengegnern ist Papst em. Benedikt XVI. ein Dorn im Auge, weil er unbequem ist. Das moralistische Diskreditierungs- und Diskriminierungswollen in den Medien ist deutlich spürbar. Der em. Papst soll abgestraft werden, weil er – der größte Theologe und Kirchenlehrer unseres Jahrhunderts – für eine konservative Kirche steht und nicht dem Zeitgeist frönt. Er hält uns den Spiegel vor und erinnert die Menschen daran, was unverrückbar in der Hl. Schrift steht.
Die Kirche ist keine Agentur des Zeitgeistes
Das Christentum will keine Wohlfühlreligion sein und keine Agentur des Zeitgeistes. Gott = Gott! Der Mensch kann sich nicht an seine Stelle setzen, er kann Gott nicht ersetzen. Überall wo er es versucht hat ist er kläglich gescheitert. Vor diesem Hintergrund ist der emeritierte Papst Benedikt XVI. die wandelnde Antithese zur „Selbstvergottung“ des Menschen.
Viele Zeitgenossen empfinden die Kirche als Störenfried und als Bollwerk gegen den zeitgeistigen Umbau der Menschennatur, das sie einreissen möchten. Sie wollen – koste es, was es wolle, den em. Papst Benedikt XVI. demütigen. Dem Vernehmen nach soll er als Erzbischof von München vor mehr als 40 Jahren einen homosexuellen Straftäter als Priester nicht verhindert haben. Erinnerungslücken werden ihm nicht gestattet.
Gutmenschen, Meinungseinfalt und die ewige Wahrheit
Die Gutmenschen unserer Tage glauben deshalb die moralistische Keule schwingen zu dürfen. Sie setzen ihre Überzeugungen absolut, verunglimpfen Andersdenkende und glauben in arroganter Selbstüberschätzung, sie werden vergangenen Zeiten gerecht wenn sie ihre subjektive Sichtweise den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts einfach überstülpen.
Straffreiheit für Sexualität mit Minderjährigen?
Das Problem, über das wir 2021/2022 so leidenschaftlich diskutieren, wurde damals nicht nur in der Kirche, sondern in der Gesellschaft insgesamt anders wahrgenommen und weniger streng gewichtet als heute. Das zeigt auch die Tatsache, dass im 1. Parteiprogramm der GRÜNEN, die sich 1980 gegründet haben, die Forderung enthalten war, Sexualität mit Minderjährigen straffrei zu stellen.
Verdienste des em. Papstes werden ignoriert
Bei all den Angriffen gegen Papst Benedikt XVI. wird ignoriert, dass Ratzinger/Benedikt der erste in der Kirchenspitze war, der sich dem Missbrauch gestellt hat. Benedikt hat 2011 und 2012 hunderte von Priestern wegen Missbrauchsvorwürfen abberufen und laisiert (taz v. 1.1.2014). Als Papst hat er 2010 die Verjährungsfrist für die kirchenrechtliche Ahndung verlängert und den Perspektivenwechsel eingeleitet weg vom Schutz straffälliger Priester hin zur Hilfe für die Opfer. Ihnen hat der Papst bei all seinen Reisen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Ihm zu unterstellen, er habe dieses Thema verdrängt oder verleugnet entbehrt jeder Grundlage.
Welcher deutsche Bischof hat Ähnliches zur MissbrauchsAufklärung beigetragen?
Diejenigen kirchlichen Würdenträger, die den Papst kritisieren sollten sich fragen ob sie beim Missbrauchsthema Ähnliches geleistet haben. Als praktizierender Christ tut es mir in der Seele weh, dass Papst Benedikt sich jetzt, 95 Jahre alt, quasi allein und gerade in seinem Heimatland vor nicht wohlwollenden deutschen Bischöfen und Kommentatoren für den Missbrauch entschuldigen muss, für dessen Aufklärung er sich Zeit seines Lebens intensiv eingesetzt hat.