Häufig hört man die populäre Meinung, die Missbrauchsstudien hätten aufgezeigt, dass Priester die versprochene sexuelle Enthaltsamkeit nicht aushalten und sich deshalb an wehrlosen Kindern und Jugendlichen vergehen würden. Auch der Synodale Weg fordert mit diesem Argument die Abschaffung des Zölibats.

Diese Behauptung entspricht nicht den Fakten

Sicher haben manche Priester Schwierigkeiten mit der sexuellen Enthaltsamkeit. Fakt ist aber, dass 85% der sexuellen Missbräuche an Kindern und Jugendlichen in den Familien geschehen, also von Menschen ausgehen, die keine sexuelle Enthaltsamkeit versprochen haben. Die restlichen 15% teilen sich pädagogische, schulische, kirchliche und sportliche Institutionen. Innerhalb des kirchlichen Bereichs entfällt nur ein kleiner Teil auf Personen, die eine zölibatäre Lebensform versprochen haben.

Was sagen die Missbrauchsstudien

Die bekannteste Missbrauchsstudie in Deutschland (MHG v. 24.9.2018 S. 11,13) stellt fest, dass nicht der Zölibat „eo ipso Ursache für sexuellen Missbrauch von Minderjährigen ist. . .denn eine reife und freiwillig gewählte zölibatäre Lebensform ist möglich.“ Auch die jüngste Missbrauchsstudie für das Bistum Münster vom Juni 2022, S. 535 kommt zu dem Ergebnis: „Der Zölibat an sich ist sicher keine genuine Ursache des sexuellen Missbrauchs – sonst müssten die Fallzahlen höher liegen“.