Gedanken aus dem Buch „Unter Heiden“ von Tobias Haberl
Ich spüre immer wieder, wie man mich belächelt und für weltfremd hält, wenn ich sage, dass ich sonntags gerne in die Kirche gehe. Die Umgebung akzeptiert gläubige Menschen zwar, aber sie nimmt sie nicht ernst. Viele können sich nicht vorstellen, dass mir mein Glaube wichtig ist, nicht um mich vom Alltagsstress zu erholen, oder aus Angst vor dem Tod oder um meine Seele zu retten sondern ganz einfach weil ich glaube, dass es Gott wirklich gibt.
Das Christentum hat den Menschen viel Schönes und Gutes gebracht
Ich kann verstehen, wenn Menschen nach schlechten Erfahrungen auf Distanz zur Kirche gehen. Sie verweisen dabei gerne auf die Kreuzzüge, die Hexenverbrennungen und den tausendfachen Missbrauch.
Warum aber lassen sie all das Schöne und Gute, das Evangelium, die Nächstenliebe, die Klöster, die Kathedralen, die Kunst und den Trost für all jene, die allein und krank und verzweifelt sind unter den Tisch fallen? Warum fragen sie nicht ältere Menschen, wie ihnen der Glaube geholfen hat, schwere Zeiten zu überstehen.
Unsere Gesellschaft leidet unter Glaubensverlust
Für viele Menschen ist die Hl. Messe keine Opferfeier sondern eine Vereinssitzung, die Bibel nicht das Wort Gottes sondern eine Sammlung von Kalendersprüchen, Jesus nicht der Sohn Gottes, sondern ein kauziger Wanderprediger und Gott nicht Anfang und Ende, sondern eine Erfindung für Kinder und Angsthasen. Sie wirken stabil, solange alles funktioniert. Sobald aber etwas Unvorhergesehenes passiert geraden sie außer Tritt, sind überfordert und suchen – oft vergeblich – nach Halt. Warum verzichten so viel Menschen freiwillig auf Gott, obwohl sie große Sehnsucht nach Sinn und Wahrheit und Liebe haben. Ich glaube, dass der moderne Mensch, ohne dass er es merkt, darunter leidet, dass er seinen Glauben verloren hat. Er sucht sein Glück in falschen Dingen und an falschen Orten.
Vielleicht hat Robert Musil recht, wenn er in seinem Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ feststellt, dass eine Zeit, in der alles erlaubt ist, die Menschen, die in ihr gelebt haben, stets unglücklich gemacht hat und dass es kein grosses Glück ohne große Verbote gibt.
Warnung vor einer Welt ohne Gott – ewige Unruhe ohne Ziel!
Was , wenn auf das Christentum nichts Besseres und Vernünftigeres sondern banaler Nihilismus folgt, in dem wir in einem Durcheinander beliebig austauschbarer Moden seelenlos aneinander vorbei leben?
Kann eine solche Gesellschaft die tiefe Sehnsucht der Menschen nach Sinn und Wahrheit und Geborgenheit befriedigen?
Kann der Mensch in einer Gesellschaft ohne Gott Glück und Erfüllung finden?